Anna Gründer ist Mitgründerin des „Institut für schöne Arbeit“ in Berlin. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Sophie Mickan unterstützt sie Menschen und Organisationen dabei, schöner zu arbeiten und individuelle wie machbare Lösungen für ein erfüllendes und kreatives Arbeitsleben zu finden. Im Interview erzählt Anna, wie es zur Gründung kam, welches Mindset ihr hilft, auch bei Rückschlägen weiterzumachen, und wie sie sich zwischen Beruf, Berufung und Familie organisiert.

Tell us your story: Was ist dein Hintergrund, dein Purpose und deine Mission, was treibt dich an, deine Unternehmen aufzubauen?

Nach dem Psychologiestudium habe ich neun Jahre als Trainerin in der Personalentwicklung gearbeitet. In dieser Zeit durfte ich in ganz unterschiedlichen Unternehmen mit Menschen arbeiten. Ich habe u.a. Führungskräfte trainiert, Kommunikations- und Verhandlungstrainings gegeben und Menschen auf dem Weg zu mehr Resilienz begleitet.Das war eine schöne und abwechslungsreiche Aufgabe. Aber: Ich war meist 1-2 Tage vor Ort und dann schon wieder auf dem Weg zum nächsten Auftrag. Ich habe gemerkt, dass ich Menschen gerne nachhaltiger unterstützen möchte. Meine langjährige Kollegin Sophie und ich haben letztes Jahr überlegt was uns eigentlich antreibt und wie wir unseren Beruf am liebsten gestalten würden – das war der Start des Instituts für schöne Arbeit. Wir sind davon überzeugt, dass Freude an der Arbeit und wirtschaftlicher Erfolg sich nicht ausschließen, sondern untrennbar miteinander verbunden sind. Wir wollen Menschen, Teams und Unternehmen auf ihrem Weg zu schöner Arbeit ein Stück begleiten. Unsere Beratungen, Workshops und Trainings sollen ein Lichtblick im Alltag sein, aus dem alle gestärkt und inspiriert herausgehen.

“Institut für schöne Arbeit” klingt toll und vielversprechend! Wann ist Arbeit denn für dich ganz persönlich schön?

Meine Arbeit empfinde ich dann als schön, wenn ich etwas Sinnvolles tun und andere unterstützen kann. Selbstbestimmung ist mir sehr wichtig, damit ich nicht gegen meine Werte handeln muss. Ich freue mich, wenn ich meine Talente und Fähigkeiten ausleben kann. Und wenn die Arbeit zum Rest meines Lebens passt: Das schließt zum einen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, aber auch die Möglichkeit, meine mentale Gesundheit zu priorisieren.

Was macht gutes Unternehmerinnentum für dich aus? Gesellschaftlich, aber auch für dich persönlich, also im Hinblick auf deine Werte und deinen Lebensentwurf?

Ich glaube, dass wir gerade mitten in einem großen Wandel hin zu sozialerem und nachhaltigem Unternehmer:innentum sind. Als Unternehmerin sehe ich mich in der Verantwortung nachhaltig zu handeln: Im Umgang mit den Menschen genauso wie im Umgang mit unserer Umwelt. Ich möchte unseren Kindern die Welt ein bisschen besser hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe. Das schaffen wir zwar nicht allein, aber vielleicht können wir in unserem Umfeld einiges anstoßen. Für mich persönlich steht der Nutzen vor dem Profit. Natürlich muss ich von meiner Arbeit leben können, aber es muss nicht immer höher, schneller, weiter sein. In meinem Lebensentwurf ist mir die Arbeit sehr wichtig – es ist mir aber mindestens genauso wichtig außerhalb der Arbeit glücklich zu sein.

Was sind deine “Lessons Learned”, wenn du auf deinen bisherigen Weg im Allgemeinen und auf 2020 und die erste Hälfte 2021 im Speziellen zurück blickst? Was möchtest du in diesem Jahr noch erreichen?

Meine wichtigste Lektion: Vertraue auf deine Fähigkeiten! Fange an, bevor du bereit bist. Denn einen Rest Unsicherheit gibt es immer – der klärt sich erst in der Umsetzung. Und wie viele Möglichkeiten gehen uns verloren, wenn wir noch warten, bis wir perfekt vorbereitet sind, bevor wir unsere Träume umsetzen. 2020/2021 habe ich gelernt, dass Bürokratie komplex und Buchhaltung nicht immer intuitiv ist. 😀 Spaß beiseite: Wir haben das Institut für schöne Arbeit Anfang 2021 gegründet, mitten im Lockdown, und ich bin jeden Tag froh darüber. Den ersten Meilenstein haben wir schon erreicht: Glückliche Kunden und einige ausgebuchte Monate im Herbst. Der zweite folgt im September noch: Wir beziehen unser erstes Büro. Darauf freue ich mich sehr. Von dort darf es dann nächstes Jahr gerne weiter bergauf gehen.

Was hat dich auf deinem Weg in die Selbstständigkeit am meisten inspiriert – das kann eine Person sein, ein Ereignis oder ein bestimmter Moment?

Ich glaube, es war nicht eine Person, sondern viele Menschen: Meine Eltern, die auch selbstständig waren, meine ehemalige Chefin und viele mehr. Vor allem aber der Austausch mit meiner Geschäftspartnerin Sophie: Unsere gemeinsame Vision und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben.

Welches Familienmodell lebst du mit deiner Familie?

Ich lebe mit meinem Partner und meiner Tochter (3 Jahre) in Berlin.

Wie organisiert ihr als Familie den Spagat zwischen Arbeit/Beruf und Familie?

Für uns sind gute Kommunikation und Absprachen sehr wichtig, so können wir auch zwischendurch unsere Prioritäten anpassen. Denn Kinder und Selbstständigkeit sind beide nicht dafür bekannt, sich an Pläne zu halten. 😉

Jeden Sonntag besprechen wir gemeinsam die Woche und teilen die Haushalts- und Familienaufgaben auf. Mein Partner übernimmt viel im Haushalt und einen großen Teil der Kinderbetreuung, ich viel Organisatorisches und die Gartenarbeit. Wichtiger als eine genaue Aufteilung ist uns aber, dass wir die Gesamtbelastung aus Arbeits – und Familienaufgaben für beide fair gestalten. Ich habe großes Glück, dass er mir immer den Rücken freihält, wenn es nötig ist.

Welche Unterstützung willst du gerade nicht missen?

Privat die meines Partners und der Kita, beruflich möchte ich es mir nicht ohne meine Geschäftspartnerin Sophie vorstellen.

Möchtest du deine 5 besten Tipps für Unternehmertum und Elternschaft mit uns teilen, als Inspiration für andere ParentPreneurs?

  1. Vor der Elternschaft mit dem Partner/der Partnerin den gemeinsamen Lebensentwurf besprechen: Wie stellen wir uns unser Leben vor? Aber auch: Wie soll die Kinderbetreuung organisiert werden? Sonst fällt man nach der Geburt des Kindes automatisch in Rollenmuster, die vielleicht gar nicht so gut passen.
  2. Prioritäten setzen, denn oft kommt es im Nachhinein nicht auf die Details an. Man behält Erlebnisse und Gefühle in Erinnerung, nicht die aufgeräumte Küche oder die perfekte Powerpoint-Präsentation.
  3. Überlegen, wie viel Platz man der Familie und der Arbeit im Leben generell einräumen möchte und sich dann im Alltag auch grob daran halten.
  4. Auf die Bedürfnisse aller Familienmitglieder achten. Kommunizieren, was man braucht, hören, was die anderen brauchen und eine möglichst gute Lösung für alle finden.
  5. Sich selbst etwas Gutes tun. Pause machen, bevor der Akku leer ist. Immer wieder durchatmen und auftanken. Einen Berg besteigt man ja auch nicht ohne Pausen, in denen man den Ausblick genießen kann.

Hast du ein Vorbild oder einen Leitsatz?

„Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, dann ist es der Glaube an die eigene Kraft.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)

Welche Frage hast du an den*die nächsten Interviewpartner*in?

Mir gefiel die Frage so gut, darum gebe ich sie gerne weiter: Wann ist Arbeit für dich ganz persönlich schön?